Auslastung nimmt weiter zu – Jeder fünfte will Personal aufbauen – Handwerksbetriebe bleiben auch in der Krise stabile Arbeitgeber

Die Stimmung in den Handwerksbetrieben zwischen Ostalb und Bodensee bleibt im dritten Quartal 2021 gut: Zwei von drei Handwerksbetrieben beschreiben in der aktuellen Konjunkturumfrage der Handwerkskammer Ulm ihre Geschäftslage als gut. Insbesondere das Ausbauhandwerk und das Bauhauptgewerbe sind zufrieden. Aber auch das Nahrungsmittelhandwerk hat sich zunehmend von den Einschränkungen der Corona-Pandemie erholt. Von einem schlechten Geschäftsverlauf für das dritte Quartal 2021 sprechen knapp 7 Prozent. Zum Vergleich: Im Vorjahr waren 56 Prozent mit ihrer Geschäftslage zufrieden und jeder fünfte unzufrieden. „Die Erwartung der Betriebe bleibt für das Jahresende 2021 weiter optimistisch“, sagt Dr. Tobias Mehlich, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ulm. Von einer Verbesserung der Geschäftslage gehen aktuell etwa 28 Prozent (Vorjahr: 23 Prozent) der Befragten aus. Mit Sorgen schaut jeder zehnte der befragten Betriebe in die Zukunft (Vorjahr: 12 Prozent).

Das regionale Handwerk arbeitet wieder wie gewohnt; lediglich die Materialknappheit stellt die Handwerkerinnen und Handwerker vor Herausforderungen: Rund 82 Prozent der Befragten bemerken deutliche Preissteigerungen. Besonders betroffen ist das Ausbauhandwerk (96 Prozent), dazu gehören etwa Elektro- und SHK-Handwerke, das Bauhauptgewerbe (85 Prozent), mit Hoch- und Tiefbau und dem Handwerk für den gewerblichen Bedarf (87 Prozent), dazu gehören Metallbauer und Feinwerkmechaniker. „Wir müssen es deutlich sagen: Wenn sich die Arbeiten des Handwerks verteuern, dann liegt das nicht am Handwerker, sondern an vorgelagerter und durch die Krise verknappter industrieller Produktion“, erklärt Mehlich.

Auftragslage verbessert sich

Die Auftragsentwicklung der regionalen Handwerksbetriebe im dritten Quartal 2021 zeigt sich indessen positiv. Über vollere Auftragsbücher freuen sich rund 37 Prozent der Betriebe (Vorjahr: 34 Prozent). 15 Prozent der Befragten (Vorjahr: 17 Prozent) melden Auftragsrückgänge. Damit ist die Auftragslage der Handwerksbetriebe zwischen Ostalb und Bodensee erneut besser als der Durchschnitt in Baden-Württemberg; 31 Prozent verzeichnen im Landesschnitt ein Plus, 19 Prozent ein Minus. Der Auftragslage sehen die regionalen Betriebe in den kommenden Wochen und Monaten zuversichtlich entgegen. Ein höheres Auftragsaufkommen erwarten demnach rund 40 Prozent der Befragten (Vorjahr: 26 Prozent). Knapp 14 Prozent (Vorjahr: 20 Prozent) der Betriebe gehen dagegen von geringeren Auftragseingängen aus.

 

Fachkräfte sollen Aufträge abarbeiten

Die Auslastung in den regionalen Handwerksbetrieben hat im dritten Quartal weiter zugelegt. Über 60 Prozent der Betriebe sind in den Monaten Juli, August und September voll ausgelastet oder haben über ihren Kapazitäten gearbeitet (16 Prozent). Lediglich 9 Prozent haben noch hohe Reserven; im zweiten Quartal waren es noch knapp 17 Prozent. Die Beschäftigungszahl ist im regionalen Handwerk auch im dritten Quartal noch einmal angestiegen. So haben rund 17 Prozent der Befragten in den vergangenen drei Monaten mehr Personal eingestellt, während knapp 12 Prozent von einem Personalrückgang berichten. „Handwerk wächst auch in schwierigen Zeiten bei Beschäftigung und Ausbildung und wir brauchen noch mehr gut ausgebildete Fachkräfte. Das ist ein starkes Zeichen, aber für die Betriebe schwierig“, sagt Mehlich. Qualifizierte Fachkräfte sind in den regionalen Handwerksbetrieben willkommen. Auch in den kommenden Monaten möchten die Betriebe weiterhin Personal einstellen. Rund 18 Prozent planen neue Arbeitsplätze zu schaffen, während knapp 5 Prozent damit rechnen, dass sich ihre Belegschaft verkleinern wird. Die Auswertung zeigt, dass das Handwerk auch in der kalten Jahreszeit als sicherer und einstellungswilliger Arbeitgeber auftreten wird.

Konjunktursituation im Alb-Donau-Kreis/Stadtkreis Ulm

Im Alb-Donau-Kreis beurteilen sogar 68 Prozent der befragten Betriebe ihre aktuelle Geschäftslage als gut, im Stadtkreis Ulm sind es 56 Prozent. Jeweils rund 30 Prozent der Betriebe im Alb-Donau-Kreis und in der Stadt Ulm rechnen in den nächsten Wochen mit einer Verbesserung der Geschäftslage. Rund 86 Prozent der Betriebe sind im Alb-Donau-Kreis voll ausgelastet oder arbeiten über ihren Kapazitäten, im Stadtkreis Ulm sind es rund 69 Prozent. Im Alb-Donau-Kreis wollen dreiviertel der Betriebe ihre Beschäftigtenanzahl beibehalten und jeder fünfte plant zusätzliches Personal einzustellen, im Stadtkreis Ulm sind es 87,5 Prozent bzw. 12,5 Prozent. Ein gutes Zeichen für junge Menschen, die in ihre Karriere starten möchten. „Jugendliche, die von einem Handwerk fasziniert sind, finden in unserer Region einen Ausbildungsplatz — und zwar in nahezu jedem Gewerk. Über Praktika ermöglichen es unsere Handwerksbetriebe ihnen Berufe besser kennenzulernen und herauszufinden, ob eine Ausbildung passt“, sagt der Geschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Ulm, Thomas Jung.